Sonderwaldreservat Ziavi

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Zur Zeit findet im Gebiet Ziavi ein Holzschlag statt, welcher als Ziel Auflichtungsmassnahmen für die Schaffung neuer Beweidungsflächen verfolgt

Info Erweiterung Perimeter Sonderwaldreservat Ziavi

 

 

Sonderwaldreservat Ziavi, Bonaduz

Vom Sonderwaldreservat Ziavi, nachfolgend SWR Ziavi, sollen alle profitieren. Neben der ökologischen Aufwertung sind der Erhalt der Erholungsfunktion und die Weidenutzung wichtige Bestandteile des Konzepts. In einem Sonderwaldreservat, wie dem Ziavi, sind verschiedene Massnahmen zur Zielerreichung erlaubt. Auch die Nutzung verschiedener Ressourcen wie Holz und Gras ist dazu möglich. Die Eingriffe des Menschen sind hier nötig, um bestimmte Lebensformen und -räume zu schaffen und zu erhalten. Im SWR Ziavi ist dies ein lichter beweideter Wald, das Resultat einer traditionellen Nutzungsform und Teil unserer Kulturlandschaft.

Dies ist ein zentraler Unterschied zu Naturwaldreservaten (NWR), wo die natürlichen Prozesse im Vordergrund stehen. Eingriffe des Menschen werden hier vermieden. So wird in NWR etwa strikte auf eine Holznutzung verzichtet. Die Bäume in einem NWR sollen in die ökologisch wertvolle Alters- und Zerfallsphase einwachsen können, und so Bestände und Strukturen bilden, welche in einem bewirtschafteten Wald nicht oder nur selten vorkommen.

 

Licht im Wald

Ausgangslage, bereits sind Offenflächen vorhanden (Foto AWN, Joël Wieser)

Das Gebiet Ziavi wurde bereits in der Vergangenheit beweidet. Das Erscheinungsbild mit grösseren Altbäumen sowie kleineren Blössen und Lichtungen als auch das Vorkommen von Arten des Offenlandes bot sich als ideale Ausgangslage für eine Lebensraumaufwertung an. Mit gezielten Eingriffen in den Jahren 2016 bis 2018 wurde mehr Licht in den Wald gebracht. Damit wurde ein kleinräumiges Mosaik von Gehölzen verschiedener Wuchshöhen und offenen Weideflächen geschaffen. Ein derartiger lichter Wald ist Lebensraum für eine Vielzahl von seltenen Pflanzen- und Tierarten, lädt zur Erholung ein und ermöglicht eine Weidenutzung. Durch die weit verbreitete Waldweide waren solche Lebensräume früher häufiger. Eine extensivierte Weidenutzung führte in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Abnahme dieser Lebensräume. Aber auch eine intensivierte Nutzung führte an vielen Orten zu einem Rückgang der Lebensraumqualität der verbliebenen Wiesen. Als Folge davon erfuhren auch zahlreiche darin beheimatete Arten einen Rückgang. Lichter Wald und Trockenweiden gelten als Hotspots der Biodiversität. Der Schutz und die Förderung solcher Flächen sind somit ein wichtiger Beitrag an die Artenvielfalt.

 

Von der Idee zur Umsetzung

Um die gewünschten Offenflächen zu erhalten, wurde der Wald von Osten nach Westen etappenweise aufgelichtet und die häufigen Sträucher wurden reduziert. Um die Wiesen für die Beweidung vorzubereiten, wurden diese wiederholt zurückgeschnitten. Zur Offenhaltung wird zweimal jährlich mit Rindvieh beweidet. Bei Bedarf können Massnahmen zum Zurückdrängen von Büschen ausgeführt sowie Einzelbäume entfernt oder gefördert werden. Die westliche Hälfte des Waldes wird vorerst weiterhin mit einem naturnahen Waldbau bewirtschaftet. Eine spätere Auflichtung zur Umwandlung in einen Weidewald ist möglich. Langfristig werden auf der ganzen Fläche in der Baumschicht verstärkt trockenheitsresistente Arten wie die Eiche gefördert. Die lichtdurchlässige Föhre bleibt aber vertreten.

Reich strukturierter Bereich im zweiten Jahr nach der Auflichtung. (Foto AWN, Joël Wieser)

 

Wer profitiert?

Orchideen

Das Vorkommen vieler Orchideenarten hängt von einer extensiven Nutzung auf mageren Standorten ab. Wird die Wiese intensiver bewirtschaftet oder das Kronendach zu dicht, verschwinden viele der speziellen Blumen. Neben der Braunroten Sumpfwurz (Epipactis atrorubens) kommen im SWR Ziavi bereits mindestens acht andere Orchideenarten vor. Orchideen überwintern mit einer unterirdischen Knolle und können bei ungeeigneter Witterung auch mal ein Jahr Pause machen. In der Schweiz stehen alle einheimischen Orchideenarten unter Schutz.

 

Schmetterlinge und andere Tagfalter

Das Blauauge, ein Schmetterling typisch für diesen Lebensraum. (Foto AWN, Jürg Hassler)

170 Tagfalterarten leben im Schweizer Grasland, 84 davon sind ausschliesslich in trockenen Wiesen zu finden. Im SWR Ziavi wurden bereits zahlreiche Tagfalterarten beobachtet. Zu den Tagfaltern werden neben den typischen Schmetterlingen auch die Dickkopffalter und die Widderchen gezählt. Ein seltener, hier vorkommender Schmetterling ist das Blauauge (Minois dryas). Das Blauauge ist eine Zielart im Gebiet und soll somit von den ausgeführten Massnahmen profitieren. Um die Auswirkungen der Auflichtung und Beweidung auf die Tagfalter zu erfassen, wird im SWR Ziavi ein Tagfaltermonitoring durchgeführt. Dabei werden die Arten und ihre Häufigkeit erfasst und mit den Resultaten von Aufnahmen einige Jahre später verglichen.

 

Vögel

Für Vögel sind die abwechslungsreichen Strukturen im lichten Wald in vielfacher Weise von Bedeutung. Die hohe Artenvielfalt bringt ein reichhaltiges Futterangebot mit Beeren, Samen und Insekten; die dichten Sträucher dienen als Versteck und Nistmöglichkeit. Der Neuntöter etwa kann bereits heute im Gebiet Ziavi und Bot Tschavir beobachtet werden, dies vorallem weill er genügend Dornenbüsche wie Weissdorn und Schwarzdorn vorfindet, um seine Beute an den Dornen aufzuspiessen und damit Vorräte ansammeln kann. Die Auflichtung zielt mitunter darauf ab, dass neben dem Neuntöter auch andere seltene Vogelarten in Bonaduz wieder heimisch werden. Ebenso wird Totholz stehen gelassen um Fledermäuse und Spechte zu fördern. Der Dreizehnspecht lebt in den höheren Lagen und braucht mehr als 10% Totholzanteil, damit er vorkommt.

 Dreizehenspecht

Neben diesen Beispielen gibt es viele weitere Tier- und Pflanzenarten, die durch die Auflichtung gefördert werden. Wir hoffen Ihr Interesse geweckt zu haben und wünschen Ihnen viel Spass beim Entdecken, Beobachten und Geniessen im SWR Ziavi. Bei Fragen zum Projekt, Anregungen und Beobachtungen dürfen Sie sich gerne an den zuständigen Förster, Dominik Mannhart, wenden.

 

Im Juli 2018, Gemeinde Bonaduz und Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden.

Kontaktstellen

Bereichsleiter Forst

Dominik Mannhart
Telefon 078 629 10 47
E-Mail: dominik.mannhart@crestault.ch